Nachdem die Bauberichte für die Wagen des Wendezugs soweit fertig sind, bleibt noch den Umbau der V80 003 in die Version 1953 zu schildern. Neben dem Ausbau der elektromagnetischen Kupplungen und dem Verschließen der Frontschürze ist der Ausbau der Stirnlampe vorzunehmen. Das Modell von MBW stellt hier keine Schwierigkeit dar. Die Stirnbeleuchtung läßt sich einfach entfernen, die Frontlampen sind gemeinsam auf eine Platine gelötet. Ich habe die Stirnlampe (LED) mit ihrem Vorwiderstand ausgelötet und das Lampenglas entfernt.
Wegen der späteren Ganzlackierung nach den Umbauten müssen auch alle Fenster, Griffstangen, Haubengriffe und auch die Führerstandsbeleuchtung entfernt werden. Wenn man vorsichtig vorgeht, klappt das ganz gut, der verwendete Kleber hat die Teile nicht miteinander verschweißt.
Die dem Modell beiliegenden Füllstücke der Frontschürze passen nicht so besonders, das erforderte nach dem Einkleben einige Durchgänge mit Feinspachtel und 800erter Schleifpapier.
Das Verschließen des Spitzenlichts durch ein Stück Polystyrol und anschließendem Spachteln und Schleifen war auch kein großes Problem. Am Ende hat die Lok nach der Lackierung dann so ausgesehen:
Das war dann die Pflicht, doch nun begann die Kür: Das öffnen der Motorklappen. Das Ziel war, die Motorklappen so einzubauen dass man sie öffnen und schließen kann.
Zuerst wollte ich die ausgeschnittenen Motorklappen wiederverwenden, deshalb habe ich damit begonnen mit dem Skalpell vorsichtig immer tiefer zu schneiden. Diese Vorgehensweise hat zwar länger gedauert, aber doch zum Erfolg geführt. Einige kleinere Kratzer, die durch Ausrutschen entstanden, habe ich mit Feinspachtel verschließen können. Die ausgeschnittenen Klappen habe ich dann doch nicht verwendet, weil die zu dick waren und ich dann innen keinen vernünftigen Auflagerand ankleben konnte.
Es kamen daher extra angefertigte passgenaue Klappen aus 1 mm Polystyrol zum Einsatz. Die geraden Teile mussten dann noch an die runden Formen der Motorhaube angepasst werden.
Die Klappen sind in der Mitte angelenkt. Damit sie nicht in den Innenraum kippen, ist auf drei Seiten ein Auflagerand erforderlich. Den habe ich aus 0,5 mm Polystyrolleisten geschnitten und eingeklebt.
Jetzt war der Zeitpunkt für eine erste Anprobe der Klappen gekommen. Es waren noch einige Feilstriche an den Klappen erforderlich, dann hat es gepasst. Das Ergebnis kann man links sehen.
Nun begann die Suche nach einer Lösung mit den Scharnieren. Die verfügbaren beweglichen Scharniere wie z.B. von Bauer-Modellbau sind nicht der richtige Typ. Brillenscharniere sind viel zu grob, also musste ich mir selbst was einfallen lassen.
Ein Blick in meinen Vorrat an Messingprofilen hat mich auf eine Idee gebracht: Ein Winkelprofil 1,5x1,5 mm und ein Rohr mit 1 mm Durchmesser richtig zusammengelötet ergeben ein sehr kleines Scharnier mit einem Falz.
Die Scharniere kann man nun vom Strang in der Länge abschneiden, die benötigt wird.
Als Bolzen für die Scharniere diente erst mal ein 0,5 mm Draht, bei der Endmontage habe ich dann 0,5 mm Nieten verwendet. Es hat sich herausgestellt, dass sowohl am Gehäuse der Lok als auch an den Klappen eine Nut eingefeilt werden musste, damit die Klappen richtig passen und sich öffnen und schließen lassen. Nach ein bisschen probieren war auch das geschafft:
Als nächstes war die Klappenhalterung an der Reihe. Die auf einem Vorbildfoto ersichtliche Halterung war nicht umzusetzen, also musste es einfacher sein. Der Halter musste auf der Klappe befestigt sein, innen in der Motorhaube der Feststeller. Als Lager für den Halter auf der Klappe habe ich ein Messingrohr verwendet, der Halter selbst wurde aus 0,5 mm Messingdraht gebogen.
Den Feststeller habe ich aus einem Messing Winkelprofil gefertigt und in die Motorhaube geklebt. Es sind pro Seite zwei spiegelbildliche Halter erforderlich, so wie auf dem Bild links.
Von innen sieht die ganze Konstruktion dann so aus:
Die Klappen sind hier im ausgefahrenen Zustand abgebildet. Man kann recht gut die Aufhängung der Scharniere, die Feststeller und den Halter und seine Befestigung an den Klappen erkennen.
Hier die fertigen Klappen vor dem Lackieren:
Nachdem ich probeweise das Gehäuse über das Chassis der Lok gesteckt habe, stellte sich heraus, dass man nun durch die geöffneten Klappen direkten Blick auf den Decoder hatte. Das war natürlich nicht Sinn der Sache. Da kam ich auf die Idee, eine Motorattrappe einzubauen. Die Platzverhältnisse sind über dem Decoder nicht gerade üppig, es sind vom Decoder bis zur Motorhaube nur 9 mm.
Für den OHE Triebwagen hatte ich den 12 Zylinder Deutz Motor als 3D Druck umgesetzt. Ich wusste, der Motor sieht ganz anders aus als die V80 Maschine, aber mir ging es eher um den Eindruck. Außerdem konnte man den Motor der V80 aufgrund seiner Höhe nicht so umsetzen, dass man davon viel sehen konnte. Also habe ich mich an den Computer gesetzt und mit Fusion360 das Unterteil des Motors abgeschnitten, vorne einen Turbolader und Auspuffrohre als Relief konstruiert und den Motor ausgedruckt.
Als Halter für die Attrappe habe ich dann eine Plattform eingezogen, die an der Motorhaube festgeschraubt wird und den Motor darauf platziert. Schraubenimitationen an den Zylinderabdeckungen, Einspritzleitungen und eine adäquate Kolorierung rundeten das Ganze ab. Die nächsten beiden Bilder zeigen das Motorenmodul, das dritte die Sicht auf den Motorraum durch die Klappen:
Der letzte Schritt war dann die Lackierung und Beschriftung. Die V80003 hatte wie die Wagen des Wendezugs gelbe Zierstreifen. Die Klappen und die Halter mussten separat lackiert und später montiert werden. Die Reihenfolge beim Lackieren war durch die gelben Zierstreifen schon gegeben:
Schritt 1: Lackierung des Innenraums mit grauer Farbe
Schritt 2: Nach der Durchtrocknung des grauen Lacks Abdeckung des Innenraums, der Fenster, der Motoröffnungen und des Chassis.
Das Chassis musste nicht lackiert werden, Teile der Beschriftung konnten nach wie vor verwendet werden.
Schritt 3: Grundieren des Gehäuses
Schritt 4: Lackierung der beiden gelben Zierstreifen unten und in der Mitte mit der Airbrush
Schritt 5: Abdeckung der Zierstreifen mit passenden Abdeckstreifen von Tamiya und Hasegawa
Schritt 6: Aufbringen der roten Lackierung der Lok und der Klappen.
Schritt 7: Lackierung der Räder in Lokfarbe
Schritt 8: "Aufhübschen" des Führerstands
Nachfolgend eine Bilderserie der Lackierung.
Das war's dann schon fast, es fehlt nur noch die Montage und die Komplettierung der Lok mit den Anbauteilen. Hier noch eine Aufnahme der fertigen Lok auf der Anlage des MEC München, der mir die Probefahrt des Zuges ermöglicht hat:
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Wolfgang Keßler (Sonntag, 28 April 2024 06:55)
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