Ein nicht alltäglicher Güterwagen ist der Knochenwagen. Mit diesen Wagen wurden Knochen zu Leimfabriken transportiert. Diese Wagen waren wegen ihres Inhalts immer ganz am Rand eines Bahnhofs oder Betriebsgeländes abgestellt wegen der Geruchsbelästigung. Mit Sicherheit wurde der Wagen erst gerochen und dann gesehen!
Im Maßstab 1:43,5 gibt es eine exzellente Nachbildung eines solchen Wagens von SMT, der aufgrund der Ausführung nicht ganz günstig ist. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, sich so einen Wagen zu beschaffen: Beim 0 Scale Hobbyshop gibt es einen Messing-Bausatz für einen solchen Wagen unter Verwendung eines OSM Fahrgestells mit oder ohne Bremserhaus. Vor ein paar Wochen bekam ich einen solchen Bausatz auf den Arbeitstisch. Es gibt zu diesem Bausatz jetzt auch noch separat die Abdeckung mit Klappdeckeln, so wie sie der SMT Wagen hat. Ich berichte hier über den Bau dieses Wagens.
Der Bausatz besteht aus einer Ätzplatine mit dem Boden und den Seitenwänden sowie den benötigten Messingprofilen und einem Beschriftungsbogen. Die Beschriftung für den Wagen umfasst nur die Schilder für den Wagenkasten, also keine für das Fahrwerk, diese muss bei Bedarf separat beschafft werden. Die Beschriftung entspricht der Epoche III.
ACHTUNG! Die Beschriftung besteht nicht aus Schiebebildern, die verwendete Farbe ist wasserlöslich!!!! Man muss die Beschriftung also ausschneiden und mit geeignetem Kleber auf die Tragbleche aufkleben. Ich hatte da ein kleines Malheur beim Versuch, die Beschriftung wie Schiebebilder zu verwenden. Gott sei Dank geschah das in einem Bereich, den man leicht mit schwarzer Farbe reparieren konnte.
Das zur Verfügung stehende OSM Fahrwerk war ein Länderbahn Fahrwerk mit Bremserhaus und Handbremse auf beide Achsen. Puristen verwenden hier besser eins mit Kunze-Knorr- oder Westinghouse Güterwagenbremse. Bei der DB gab es reine Handbremswagen nicht mehr.
Wie ich später feststellte, ist die Passform des Messingaufsatzes ist übrigens sehr gut! Doch nun zum Zusammenbau des Messing-Aufbaus!
Schritt 1: Das Verlöten des Wagenkastens:
Der Bau beginnt mit dem Abkanten der Seiten- und Stirnwände und dem anschließenden Verlöten der Ecken. Hierbei hat mir beim Löten die Vorrichtung von Spur0 Tuning (Wolfgang Müllner) wieder gute Dienste getan. Das Abkanten ist aufgrund der exakt geätzten Biegekanten kein Problem und gelingt auch ohne Biegevorrichtung.
TIPP: Wie auf dem Bild links erkennbar ist, habe ich die Bleche, die den Türrahmen abdecken, nicht entfernt. Die Bleche stabilisieren die Seitenwände und sollten erst ganz am Ende vor dem Einlöten der Türen entfernt werden. Gerade beim Auflöten der Winkelprofile besteht die Gefahr, dass sich die Seitenwände verziehen, weil die Oberkante des Türrahmens recht dünn ist.
Das Löten beginnt mit dem Heften der Ecken an der Oberkante (siehe Bild links, rechte Ecke. Wenn der Kasten dann eben aufliegt, kann schrittweise die gesamte Ecknaht gesetzt werden.
So sieht das nach dem Heften der Oberkante der Ecken aus:
Nun können die Ecken durchgelötet werden. Hierbei lege ich wieder in bewährter Methode nach dem Auftrag des Lötwassers einzelne Lötzinn-Stücke in die Ecke und erwärme die Ecke von der Außenseite her mit Widerstandslöter oder Flamme.
Schritt 2: Das Anlöten der vielen Messingprofile
Als erstes habe ich mich dazu entschieden die oberen Winkelprofile abzulängen und mit der Feile an den Wagenkasten anzupassen. Wenn alles soweit passt, anlöten. Auf dem Bild links ist die fertige Lötverbindung zu sehen.
Nun kann das zweite Profil eingepasst und verlötet werden. Es ist ein bisschen knifflig, das Profil so zu fixieren, dass es nicht kippt. Auch hier erst wieder in der Mitte des Profils anheften und danach fertig löten.
Als nächstes werden die beiden Längsprofile eingepasst und dann von der Mitte ausgehend im Wechsel links und rechts Stück für Stück festgelötet. Hierbei immer wieder abkühlen lassen. Die Profile längen sich beim Erwärmen und werden sonst unter Spannung festgelötet. Das kann Verzug der Seitenwand verursachen oder zu späteren Rissen der Lötnaht führen. Am Ende des Lötvorgangs noch die beiden Ecken dichtlöten.
Hier noch ein Bild meiner Spannmethode beim Festlöten der Winkelprofile. Um kippeln der Profile zu vermeiden habe ich kleine Alubleche auf der Außenseite untergelegt.
Das Ergebnis sieht dann nach dem Versäubern der Lötnähte so aus:
Nun folgt das Anlöten U-Profile an den Stirnwänden. Die müssen zuerst passend abgelängt werden. Hier ist zu beachten, dass an einer Stirnseite das Bremserhaus und die Bremserbühne platziert sind. Auf dieser Seite müssen die U-Profile an der Stirnwand mit der Unterkante des Wagenkastens abschließen. Auf der anderen Stirnseite gehen die Profile bis zur Unterkante der Pufferbohle.
Die Eckprofile sind geätzt und müssen erst abgekantet werden. Man muss hier sehr vorsichtig zu Werke gehen, die Teile sind durch die eingeätzen Nieten sehr dünn. Das ist auch beim Festlöten zu beachten. Diese Profile müssen auf der Oberkante der Stirnwände auch mit einer Schräge versehen werden, damit die Passform zu den oberen Winkelprofilen passt (siehe Bild links).
Danach sind die I-Profile auf den Seitenwänden dran. Die Länge der Profile orientiert sich an der Länge der Eckprofile. Auf dem Bild links ist zu sehen, wie ich das Profil erst wieder in der Mitte anhefte und danach links und rechts sauber verlöte. Die Spitze des Widerstandslöters wird hierbei an der Innenseite der Seitenwand angesetzt.
Zum Schluss werden an den Stirnwänden etwa in der Mitte die dünnen Bänder noch angelötet. Hier ist zu beachten, dass auf der Bremserhaus-Seite das mittlere Band nicht angelötet werden sollte, weil sonst ein Spalt zwischen Bremserhaus und Wagenkasten entsteht und die Passung auf das OSM Fahrwerk damit nicht mehr gegeben ist.
Das Bild links zeigt den fertigen Wagenkasten. Die Bleche für die Beschriftungen an den Seitenwänden habe ich nicht mit festgelötet, da es sonst nicht möglich ist, die Seitenwände vollständig zu lackieren. Die Beschriftung wird nach der Lackierung (ausnahmsweise) angeklebt.
Nun fehlen noch die Türen. Diese müssen erst ihre charakteristische Pyramidenform erhalten. Auf den Bildern unten ist von links nach rechts die Erstellung einer Türe dargestellt. Die Ätzteile weisen strahlenförmig eingeätzte Biegekanten auf. In einem kleinen Schraubstock habe ich die vier Seiten angekippt und auf einer flachen Unterlage ausgerichtet. Danach kann man die offene Kante mit Lot füllen (Bild mitte) und dann versäubern (Bild rechts).
Vor dem Festlöten können nun die Stabilisierungsbleche in den Türen entfernt werden. Dann die erste Türfüllung anpassen und erst an den Ecken festlöten, danach wieder die Kanten komplett mit Lot füllen.
Mit dem Anbringen der Griffstangen an den Stirnwänden und an den Türen sowie dem Anlöten der Schilderbasis der vier Schilder, die am Wagenkasten festgelötet werden können, ist der Wagenkasten jetzt fertig. Der Kasten passt aber noch nicht 100%ig auf das Fahrwerk, weil das Bremserhaus noch bearbeitet werden muss.
Unter anderem habe ich die Rückwand des Bremserhauses komplett entfernt und das hintere Eckprofil komplett mit der Feile entfernt. Nun passt das Bremserhaus genau zwischen die beiden U-Profile der Stirnwand.
Da die Endprofile an der Oberseite der Stirnwand nach außen überstehen, muss auch das Dach auf beiden Seiten noch schräg abgefeilt werden.
Ein Nachtrag zum Anlöten der vier Schilderbasen an den Seitenwänden. Damit das Schild nicht verrutscht, habe ich eine Haarklammer ca. 2 mm lang um 90 Grad abgewinkelt und gerade gefeilt, damit man die hervorstehende Oberkante überwinden und das Teil richtig fixieren kann.
Jetzt ist der Wagenkasten auf das Fahrgestell angepasst und der Wagen damit fast fertig. Aber da fehlt doch noch was???
Richtig! Der Wagen hat noch keine Kastenstützen! Die sind auch im Bausatz nicht enthalten. Konstruktionsbedingt müssen die Kastenstützen am Längsträger des Fahrwerks befestigt werden, daher kann man die einfach aus 0,5 mm Polystyrol herstellen und passgenau am Längsträger ankleben.
Wenn man fertig ist, sieht das dann so aus wie auf dem Foto links.
Um die beiden Kastenstützen links und rechts der Eckprofile des Kastens passend wie auf dem Foto anbringen zu können, müssen die Trittbretter noch gekürzt werden. Ein guter Seitenschneider erledigt das im Handumdrehen.
Neben den Kastenstützen muss auch für die sichere Befestigung des Wagenkastens gesorgt werden. Die vorhandenen Bohrungen im OSM Fahrwerk sind viel zu groß, daher habe ich aus Polystyrol Plättchen mit einer Bohrung von 1,4 mm Durchmesser eingeklebt, damit man M1,4 Schrauben zum Befestigen verwenden kann. Parallel dazu werden die Bohrungen in den Wagenkasten übernommen und innen M1,4er Muttern aufgelötet. Nun kann der Wagenkasten festgeschraubt werden, ohne dass die Befestigung auf der Ladefläche zu stark aufträgt.
Darüber hinaus sieht man auf dem Foto rechts noch mal sehr genau die Veränderungen, die am Bremserhaus durchgeführt werden müssen, damit der Wagenkasten passt.
Der Wagen ist trotz des Kastens aus Messing immer noch zu leicht. Da ja auch die M1,4 Muttern innen am Wagenboden kaschiert werden müssen, habe ich mich dazu entschieden, eine 1,5 mm dicke Bodenplatte aus Messing einzukleben.
Nun ist der Boden plan und es ist möglich, gebeizte Echtholz-Leistchen am Wagenboden festzukleben und gleichzeitig das Gewicht so zu erhöhen, dass der Wagen sicher läuft.
Jetzt fehlt noch die Lackierung und Beschriftung.
Mittlerweile ist der Wagen fertig, hier zu sehen in "artgerechter" Umgebung:
Kommentar schreiben