Hallo zusammen,
heute gibt es mal was über eine zeitlich überschaubare Aktivität zu berichten: Ein Freund hatte vier Besenhart-Dreiachser erstanden, aber leider waren die nicht dazu zu bewegen auf seiner Anlage
zu fahren. Die Besenhart Modelle sind ja sehr filigran aufgebaut, aber auch mein eigener fristet im Moment noch ein Vitrinendasein, weil der bei einem 1200 mm Radius auch noch nicht fahrbar ist.
Ich habe daher die Gelegenheit ergriffen zu versuchen da Abhilfe zu schaffen. Eigentlich sind die Modelle ja zu schade für die Vitrine!
Meine Ursachenanalyse ergab folgende Probleme:
Die Federung besteht aus Federpaketen aus Phosphorbronze-Streifen und kommt ihrer Aufgabe nicht nach weil die Federspannung zu gering ist und auch kein Zapfen vorhanden ist, der das Federpaket im
Radlager fixiert. Dadurch können die Federpakete seitlich ausweichen.
Ursprungszustand
Viele Teile an diesen Wagen sind aus Weißmetall, so auch die Schaken. Im Laufe der Zeit haben sich die Schaken verformt oder sind teilweise auch gerissen.
Die Federpakete haben keinen ausreichenden Platz neben den Achslagerführungen, daher ist seitliches Kippeln schon vorprogrammiert.
Diese Mängel müssen abgestellt werden, damit die Wagen wieder ohne Probleme auf der Anlage eingesetzt werden können. Ein Test auf einer Anlage mit Radien von 1000 - 1100 mm Radius zeigte, dass in
diesem Fall die Achse des mittleren Radsatzes trotz großer seitlicher Bewegungsfreiheit aller Achsen entgleist. Auch ein Versuch ohne Spurkranz an der mittleren Achse führte nicht zum Erfolg. Ich
habe daher versucht, mit den Maßnahmen zumindest die Fahrbarkeit ab Radien von 1200 mm sicherzustellen.
Folgende Arbeiten habe ich an den Achsaufhängungen vorgenommen:
Ausbau der Federpakete und Einbau eines 0,8 mm Messingdrahtes mittig als seitliche Führung durch das Achslager inklusive 1 mm Bohrung auf der Unterseite des Achslagers
Erhöhung der Federrate durch Nachbiegen des Federpakets, Nachbiegen der Federpaket-Augen
Anfertigung neuer Schaken mit 2 mm Lochabstand und 0,8 mm Bohrung zur Aufnahme von Feinnieten mit Flachkopf 0,8 x 4 mm (Knupfer, BestNr. 9944)
Biegen der Achslagerführungen nach innen um ca. 0,5 mm, damit die Federpakete parallel stehen:
Versatz Achslagerführungen
Ausrichten der Schakenböcke, sofern die Aufnahmebohrung für die Schaken nicht 90° zur Fahrzeuglängsachse steht.
Die meiste Zeit benötigte hier die Anfertigung der neuen Schaken aus Messing.
Zeichnung Schake 2 mm Lochabstand
Ich habe hier einen Messingstreifen 2 x 0,5 mm verwendet, die Bohrungen angerissen und gebohrt. Das Anreißen geht für so kleine Bohrungen und Werkstücke meiner Erfahrung nach am Besten mit dem
Dreikantschaber. Anpeilen und mit leichtem Druck ein paar mal drehen, das reicht als Zentrum für so kleine Bohrer!
Dann habe ich die Feinnieten eingesteckt, in meinen kleinen Schraubstock gelegt (nicht gespannt, sonst muss man den ganzen Schraubstock aufheizen!) und mit ein wenig Lötzinn und Lötwasser mit der
Flamme festgelötet. Einfach erst mal rund um die Schake aufwärmen und dann kurz draufhalten, bis das Lot die Nieten mit der Schake verbunden hat.
Schake im Schraubstock
Zur Montage muss man die Schaken dann durchstecken, das Gegenstück aufsetzen und mindestens eine der Nieten hinten flachdrücken - das war's! Als Abschluss muss man natürlich die Achshalter wieder
festlöten. Ich habe hierzu einen 150 Watt Lötkolben benutzt, der die Lötstellen sehr schnell aufheizt. Auf diese Weise nimmt die Lackierung außenrum am wenigsten Schaden.
Hier noch ein Foto der fertigen Montage:
Montage beendet
Zum Schluss noch mit Mattschwarzer Farbe die abgeblätterte Farbe ersetzen und schon ist der Wagen auf Radien >=1200 mm einsatzbereit:
Wagen einsatzbereit
Das war's mal wieder! Es werden sicher noch einige dieser Wagen ein Vitrinendasein fristen und auf den nächsten Einsatz warten. Außer einer Ständerbohrmaschine werden nur Handwerkzeuge gebraucht. Also: Ran an die Wagen!!!
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